Schule zu Hause…

Geschrieben in GymBo aktuell am
Die Umstellung auf das digitale Lernen hat uns alle überrascht und uns vor eine große Aufgabe gestellt. Mit etwas Abstand wollen wir auf das „homeschooling“ am Städt. Gymnasium Borghorst zurückblicken. Vier Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen haben von ihren Erfahrungen berichtet, wie sie die Schulschließung wahrgenommen haben und wie sich die „Schule zu Hause“ in den drei Wochen vor den Osterferien gestaltete.

In der Familie von Maresa Kristen aus Klasse 6c wurde viel über das Coronavirus und eine mögliche Schulschließung, um die Ausbreitung einzudämmen, gesprochen. Sie schreibt Folgendes über die Zeit ohne Schule:
„Es war Freitag und plötzlich hieß es, dass eventuell ab Montag die Schulen geschlossen werden. Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber schon am nächsten Tag kam die Bestätigung per E-Mail durch die Schule. Es war Wochenende und ich sollte ab Montag nicht mehr zur Schule gehen. Keiner konnte sagen, wie lange. Ich konnte es nicht glauben. In der Schule wurden kurz vorher die Zugangsdaten des neuen MS Office365-Pakets schnell abgeglichen und teilweise neu aktiviert. Dadurch bestand dann die Möglichkeit zu Hause weiter zu lernen.
In der ersten Woche war alles ungewohnt. Doch ich hatte schnell verstanden, wo die Aufgaben stehen, wie Nachfragen zu stellen sind und wie man Ergebnisse zurückschicken konnte. Es fiel mir oft leichter, mich zu konzentrieren, und ich hatte meinen eigenen Zeitplan. Auch die Rückmeldungen zu den erledigten Aufgaben kamen immer zeitnah. Ich habe ebenfalls Pausen mit viel Bewegung, wie in der Schule, eingebaut. Nur meine Freunde fehlten mir sehr.
Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit der Lernweise. Vielleicht kann man diese Art der Kommunikation auch in Zukunft weiter mit einbeziehen. Dadurch, dass wir jetzt mehr zu Hause sind, machen wir nun auch oft Dinge, für die uns sonst manchmal die Zeit fehlte, z.B. Brettspiele, Trampolinspringen und Turnen im Garten. Trotzdem wünsche ich mir, bald wieder in die Schule gehen zu dürfen und meine Freunde wieder zu sehen.“

Florian Hengstmann aus der Klasse 8b hat die Zeit so erlebt:
„Am Freitag den 13.3.2020 haben wir uns in der Klasse mit ‚Ciao, bis Montag!‘ verabschiedet. Da wusste noch keiner, dass es nicht so kommen sollte. Am Freitagabend war dann endgültig klar, dass ab Montag der Unterricht für jeden von uns zu Hause stattfindet. Das war irgendwie cool, aber auch komisch. Jeder für sich zu Hause, ohne die Kumpels. Ich war gespannt und skeptisch, ob das klappt.
Montag: Mission „Homeschooling“ beginnt. Zuerst musste ich mich mit Office365 – hier vor allen Dingen Microsoft Teams – auseinandersetzen, zu Beginn gar nicht so einfach. Auch in unserer Klassengruppe wurde viel hierzu diskutiert. Beruhigend für mich war, dass andere sich auch erst reindenken mussten. Die erste Wochenaufgabe von unserer Englischlehrerin kam dann auch direkt am Montag, die anderen ließen noch auf sich warten. Ab Mittwoch wurden auch Aufgaben von anderen Lehrern gepostet. Da konnte man schon ganz schön schnell den Überblick verlieren. Irgendwie musste ich mich strukturieren, aber wie?
Wichtig war es für mich als erstes zu wissen, bis wann die jeweiligen Aufgaben zu erledigen waren. Dies habe ich mir notiert und dann die jeweiligen pdf-Dateien ausgedruckt. Dann ging es los. Nach dem Frühstück habe ich direkt angefangen, die Aufgaben zu erledigen. Zwischendurch wurden auch viele Fragen zu den Aufgaben in der Klassengruppe gestellt und meistens auch beantwortet. Zwar hatte ich die Möglichkeit, den Fachlehrer per Chat über Teams zu fragen, dieses wollte ich aber möglichst vermeiden. Ehrlich gesagt war es für mich ziemlich schwer mit dem Handy im Zimmer die ganze Zeit aufmerksam zu arbeiten. Viele kleine Pausen, manchmal auch größere, habe ich immer mal wieder eingelegt. Sich dann aber wieder an den Schreibtisch zu setzen und weiterzuarbeiten war dann manchmal ganz schön schwer, allerdings wollte ich auch die Aufgaben der Lehrer in der angegebenen Zeit schaffen und so blieb mir nichts anderes übrig als weiterzumachen. Nach dem Mittagessen mussten ich und meine Schwester ein bisschen an die frische Luft, wo man sonst ja nur wenig war. Dann ging es am Nachmittag noch einmal weiter.  Gegen 16 Uhr war bei uns Zuhause aber dann auch endgültig ‚Schulschluss‘ und Freizeit angesagt. Verabredet habe ich mich dann meistens mit Freunden digital und online gespielt.
Mein Fazit nach den ersten zwei Wochen ‚Homeschooling‘: Erst war es für Schüler und auch Lehrer alles noch sehr ungewohnt und musste sich einspielen, aber dann lief es, wie ich finde, doch ganz gut. Die Aufgaben waren reichlich, aber machbar. Auch waren die Lehrer zu Kompromissen bereit, was ich gut fand. Letztendlich wird mir aber jetzt doch klar, wie angenehm es ist, in der Schule unterrichtet zu werden. Man weiß, wann die Schule beginnt und zu Ende ist und hat dazu viel Spaß mit seinen Klassenkameraden.“

 

 

 

 

Sina Berning ist Schülerin der Jahrgangstufe Q1 und als Schülersprecherin in der SV aktiv. Auch sie fasst zusammen, wie sie die Zeit der Schulschließung erlebt hat:
„Kurz vor Schulschluss am Freitag, den 13.März habe ich Herrn Dr. Wenning beim Kreide holen in der Aula getroffen. Die Stimmung in der Schule war zu diesem Zeitpunkt schon sehr angespannt und auch unser Schulleiter wusste noch nicht wie es weiter geht. Alle warteten auf die Informationen aus dem Ministerium. Ein großes Fragezeichen stand im Raum. Freitagnachmittag war aus den Medien zu erfahren, dass alle Schulen in NRW erstmal bis zu den Osterferien geschlossen werden. Eine Mail der Schule an unsere Eltern brachte Gewissheit. Homeoffice für die nächsten drei Wochen für alle Schüler des Gymbos.
Am Montagmorgen ging es dann so richtig los. Mein neuer Alltag startete. Ich habe versucht meinem Tag eine Struktur zu geben. Morgens bin ich immer ungefähr um die gleiche Uhrzeit aufgestanden, als wenn ich zur Schule müsste, habe mich fertig gemacht und gefrühstückt. Danach habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt. Das neu eingerichtete Office365-Paket wurde ausprobiert. Über die Teams App kontaktierten uns nach und nach alle Kurslehrer. Dabei halfen die einzelnen Teams-Gruppen beim besseren Überblick. Fragen an die Lehrerinnen und Lehrer waren kein Problem. Man bekam immer eine schnelle Rückmeldung. Für mich habe ich eine „to-do-Liste“ erstellt, die ich abzuarbeiten hatte.
Das Priorisieren der Aufgaben war dabei besonders wichtig, damit auch alle Abgabetermine der Lehrer eingehalten werden konnten. Eine sehr interessante, neue Erfahrung war die Telefonkonferenz mit dem gesamten Mathekurs, bei der 23 Schülerinnen und Schüler vor ihrem Laptop saßen und ihrem Mathelehrer bei seinen Ausführungen zuhörten. Auch Skype haben wir mit der SV genutzt, um neue Projekte für die Schule zu planen.
Damit es beim Lernen nicht zu eintönig wurde, habe ich natürlich immer wieder Pausen eingelegt. Nach Schulschluss habe ich am Nachmittag etwas anderes gemacht, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich bin dabei Inliner gefahren, war mit meiner Schwester joggen oder habe mit Freunden geskypt.
Insgesamt würde ich sagen, dass diese Form des Unterrichts-Alltags eine neue Erfahrung für uns alle war, die uns aber auch alle ein Stück weitergebracht hat. Einiges sollten wir für die Zukunft beibehalten. Doch vor allem das Zwischenmenschliche fehlt mir im Moment sehr und darum hoffe ich, dass wir uns bald alle in der Schule wiedersehen.“

 

Niklas Rosin ist aus der Jahrgangsstufe Q2 und damit ein Schüler, der sich in der Coronakrise auf seine Abiturprüfungen vorbereitet. Er schreibt:
„Am Anfang habe ich gedacht, dass die Coronawelle nicht so schlimm wird und ich jetzt ganz entspannt mein Abitur mache. Nun sitze ich regelmäßig an meinem Schreibtisch und bereite mich selber auf das Abi vor. Ich muss aber sagen, dass das erstaunlich gut klappt.  
Vernetzt über Microsoft Office und Microsoft Teams versorgen uns unsere Lehrerinnen und Lehrer mit dem Stoff, den sie eigentlich in den letzten drei Wochen Schule mit uns durchgehen wollten. Jetzt kriegen wir die Sachen zugeschickt und bearbeiten sie in unserem „Homeoffice“. Ich finde, dass das in einem ein wenig das Unifeeling weckt. Man kriegt Aufgaben, hat eine Deadline und muss sie selbstständig alleine zuhause fertigstellen. Keine vorgeschriebenen Zeiten, alles selbst organisiert. Endlich kann man sich den Tag so gestalten, wie man es sich wünscht.  
Mein Schreibtisch ist nun auch leerer als vorher. Vor Corona lag er immer voll mit irgendwelchen Heften, Zetteln und was man sonst noch so in seinem Schulalltag benötigt. Heute ist es alles digital. Auf meinem Schreibtisch laufen seit zwei Wochen kontinuierlich PC und Tablet parallel, da alles darüber organisiert wird. Ich habe aber auch noch Stifte und Notizzettel griffbereit, um mir wichtige Dinge aufzuschreiben. Wie eine to-do-Liste, nur in klein.  
Das Verschieben der Abiturklausuren sehe ich mit gemischten Gefühlen. Positiv an der ganzen Sache ist, dass man wesentlich mehr Zeit bekommen hat, um sich auf seine Abiturfächer vorzubereiten. Meiner Meinung nach sinkt somit auch die Nervosität und die Anspannung ein wenig. Nicht so gut gefällt mir, dass man seine komplette Planung, die man sich eigentlich für sein Abitur vorgenommen und aufgestellt hatte, umwerfen und erneuern kann/muss. Das gilt für uns Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrerinnen und Lehrer, die jetzt versuchen uns, so gut wie es nun Mal jetzt geht, digital auf die anstehenden Prüfungen vorzubereiten. Außerdem kann es alles noch komplizierter werden, wenn man jetzt oder im schlimmsten Falle in der Zeit der Klausurenphase krank wird. Somit würde Zeit- und Leistungsdruck entstehen, da man die Klausuren dann noch irgendwie so schnell wie es geht nachholen muss. 
Alles in allem muss ich sagen, dass die neue Situation gute als auch negative Erfahrungen und Erwartungen hervorruft, mit der der ein oder andere möglicherweise Probleme bekommt. Alle Abiturientinnen und Abiturienten können später sagen, dass sie ihr Abitur trotz Corona geschafft und damit die doppelte Herausforderung gemeistert haben.
Wir, als Schulgemeinde, gehen aber auf jeden Fall gestärkt und mit einer Innovation des Unterrichts aus der Situation heraus. Und dies ist erst der erste Schritt in die Zeit des digitalen Unterrichtens.“

Der kommissarische Schulleiter Dr. André Wenning freute sich sehr über diese vier schönen Rückmeldungen. Wir sind uns allerdings der Tatsache bewusst, dass die Umstellung auf das digitale Lernen nicht immer so reibungslos gelaufen ist, so dass auch die Unterstützung der Eltern gefragt war. Darüber hinaus sind auch die technischen Voraussetzungen in den Familien ganz verschieden. Um hier ein genaueres Bild zu bekommen, wird das „homeschooling“ systematisch evaluiert. Aber auch bei Problemen und Sorgen, die über inhaltliche oder technische Fragestellungen hinausgehen, sind die Lehrerinnen und Lehrer immer ansprechbar.

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