Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz setzte sich ein großer Teil des Abiturjahrgangs des Gymnasium Borghorst in den vergangenen Wochen im Zusatzkurs Geschichte bei Frau Weinhage und Frau Bilk intensiv mit dem Holocaust und der Erinnerung an diese schreckliche Zeit auseinander.
Als Auftakt werteten die Schüler:innen die aktuelle Umfrage der „Jewish Claims Conference“ aus und mussten erstaunt feststellen, dass das Wissen über den Holocaust bei Teilen der Bevölkerung der EU erheblichen Defiziten unterliegt.
Als besonders alarmierend beurteilten sie auch, dass nicht nur der Wissenstand zu niedrig ist, sondern dass auch immer wieder Verschwörungstheorien verbreitet werden. So gaben beispielsweise in dieser Studie 30% der Befragten aus Deutschland an, dass die Leugnung des Holocaust durchaus verbreitet sei. Die Ergebnisse warfen bei den Schüler:innen die Frage auf, wie Falschinformationen und vereinfachte Darstellungen in sozialen Medien das historische Bewusstsein derart beeinflussen können. Die Schüler:innen diskutierten auch die Verantwortung, die wir als Gesellschaft tragen, um das Bewusstsein für den Holocaust wachzuhalten.
Im weiteren Verlauf war es den Schüler:innen besonders wichtig den Holocaust greifbarer zu machen, daher richteten sie den Blick auf Borghorst und das Leben der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in der Zeit des Nationalsozialismus. In diesem Rahmen hatte der Kurs die Gelegenheit, an einer geführten Stolpersteintour durch Borghorst teilzunehmen. Die ehemalige Lehrerin Frau Ulrike Aldrup begleitete die Schüler:innen auf diesem Rundgang. Sie erzählte die Geschichten der jüdischen Menschen aus Borghorst, die zur Flucht gezwungen, die deportiert und ermordet wurden.
Besonders die Geschichte der Familie Heimann, in welcher die Eltern Albert und Frieda Heimann es schafften ihre Kinder zu retten, sie selbst dann aber nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden, und die Geschichte der Familie Eichenwald, deren jüngstes Mitglied gerade einmal 5 Jahre alt war, als es deportiert wurde, hinterließen tiefe Spuren in den Gedanken der Jugendlichen. Diese Einzelschicksale hinter den Stolpersteinen machten die Vergangenheit so viel realer und zeigten, dass eine Holocaustleugnung einfach unmöglich ist.
Es ging den Schüler:innen besonders nah, als sie realisierten, dass so viele Menschen hier in Borghorst deportiert wurden und für sie stand fest, dass dies eine Erinnerung ist, die nicht in Vergessenheit geraten darf.
Die Exkursion machte somit deutlich, dass die Stolpersteine mehr als bloße Gedenktafel sind. Sie fordern dazu auf, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Um einen Beitrag dazu zu leisten, wurde der Entschluss gefasst die Stolpersteine, deren Inschriften während des Rundgangs zum Teil schwer zu lesen waren, zu reinigen.
Ausgestattet mit Bronzereiniger und Putzlappen machten sich die Schüler:innen in Kleingruppen auf den Weg einen Großteil der Stolpersteine in Borghorst zu säubern. Dabei war ihnen wichtig sie wieder erkennbar zu machen und damit weiterhin den Verstorbenen und ihren Familien den nötigen Respekt zu schenken.