Im Mittelpunkt jedenfalls steht und stand der Dorfrichter Adam, der selbst den Krug zerstört hat und verzweifelt versuchte, seine Schuld zu verbergen, während die Dorfbewohner nach der Wahrheit suchen. Eve kroch mehrmals unter eine Bank oder einen Tisch, was ihre Unsicherheit und die Spannung auf der Bühne verdeutlichte. Ein Fuchs-Luftballon wurde immer wieder herumgereicht, den die Figuren zum Umarmen benutzten, was viele komische Momente erzeugte.
Das Bühnenbild war schlicht, aber wirkungsvoll. Zu Beginn räumte der Gerichtsdiener Licht den Gerichtssaal auf, während er das Lied Eye of the Tiger summte, was für einen humorvollen Einstieg sorgte. Später trug Licht Frau Martha Rull und Eve immer wieder zurück auf ihre Plätze, wodurch die körperliche Komik noch verstärkt wurde. Besonders überzeugend war die Darstellung des Dorfrichters Adam, der selbstbewusst, nervös und gleichzeitig komisch wirkte. Auch Eve, Ruprecht und der Gerichtsrat Walter spielten ihre Rollen lebendig und glaubwürdig, sodass das Zusammenspiel des Ensembles gut funktionierte.
Am Ende gab Eve einen längeren Monolog, der der Kleistschen Originalversion entsprach, und deutete dabei mit gekonnter Imitation seiner Körpersprache subtil die sexuelle Belästigung durch Adam an. Diese Szene verlieh dem Stück eine ernstere, nachdenkliche Dimension, die über den Humor hinausging. Insgesamt war die Aufführung in Rheine unterhaltsam, witzig und zugleich tiefgründig. „Der zerbrochene Krug“ bot so ein modernes, spannendes und sehenswertes Theatererlebnis.
Lina Stockbrink (D-LK)