Als Lehrkräfte und Schulleitungen sind wir zu politischer Neutralität verpflichtet und folgen diesem Grundsatz in unserem Unterricht auch konsequent. Was wir aber aktuell erleben, ist eine ernsthafte Bedrohung aller parteiübergreifenden Werte unserer demokratischen Verfassung, die zu verteidigen wir uns ebenso in besonderer Weise verpflichtet fühlen.
Um ein deutliches Zeichen dafür zu setzen, wie wichtig uns diese Werte – die Wahrung der allgemeinen Grund- und Menschenrechte, der Frieden, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Demokratie – sind, erhalten die Schülerinnen und Schüler Laufe der Woche die Gelegenheit ihre Gedanken zum Thema Frieden als Bild oder Text festzuhalten und in der Eingangshalle der Schule auszustellen. Es ist geplant die Ausstellungen der Steinfurter Schulen in der Zeitung und auf den Homepages der Schulen zu veröffentlichen. Die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler ist selbstverständlich freiwillig. Den Lehrkräften, die die Aktion begleiten, möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich danken.
Auf eine Sammlung von Sachspenden für Geflüchtete in der Kriegs- und Krisenregion verzichten wir bewusst. Nach übereinstimmender Einschätzung aller relevanten Akteure sind diese derzeit nicht erforderlich. Die primären Zielstaaten der Geflüchteten und deren zivilgesellschaftliche Akteure kommen derzeit ausreichend für die Versorgung auf. Falls Sie Geld spenden möchten, so können Sie dieses an eine der bekannten Hilfsorganisationen richten.
Wir wissen, dass wir mit dieser Aktion keinen Eindruck bei den Urhebern dieses Krieges hinterlassen können. Wir sind aber der Meinung, dass wir dieses klare Bekenntnis unseren Schülerinnen und Schülern schuldig sind, denen wir unablässig die oben genannten Werte vermitteln, so wie sie in unserer freiheitlichen Verfassung verankert sind. Wir möchten unseren Schülerinnen und Schülern mit dieser Aktion auch Raum schaffen, ihren Sorgen über einen Krieg in Europa und ihrer Sehnsucht nach einer friedlichen Zukunft Ausdruck zu geben.
Neben den genannten Sorgen nehmen wir bei vielen unserer Schülerinnen und Schüler auch Verunsicherung wahr, weil sie wegen ihrer russischen Abstammung, wegen ihrer Verwandtschaft zu anderen osteuropäischen Nationen von der politischen Entwicklung in Osteuropa in besonderer Weise betroffen und von den vielen Diskussionen und Medienbeiträgen besonders angesprochen fühlen. Auch Sie, liebe Eltern, haben vielleicht Angehörige in Russland oder in angrenzenden Ländern und lesen diese Mail mit gemischten Gefühlen. Daher sollen Sie unbedingt wissen, dass sich die von uns geplante Aktion ausdrücklich nicht gegen Ihr Heimatland, nicht gegen die russische Bevölkerung, der wir uns auch aus geschichtlicher Verantwortung besonders verpflichtet fühlen, richtet. Wir sind vielmehr davon überzeugt, dass auch die Mehrheit der russischen Bürgerinnen -und Bürger diesen Krieg ablehnen.
Wir wollen ein entschiedenes Zeichen für den Frieden, gegen den Krieg und diejenigen, die ihn zu verantworten haben, setzen. Und wir wünschen uns, dass wir schon bald mit unseren Schülerinnen und Schülern wieder darüber reden können, wie viel Solidarität und Friedenswille in einer zivilisierten Gesellschaft doch bewirken können.
Mit freundlichen Grüßen, André Wenning
Nachtrag: Die ersten Beiträge sind schon auf unserer Stellwand zu sehen.